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Gitarrenblut

Zepp Oberpichler – Gitarrenblut -Buch inkl. 4-Track MiniCD-
Verlag Henselowsky Boschmann, Bottrop
ISBN 978-3-922750-93-2

Hach, fängt das Buch gut an. Die -leider viel zu kurze- Einführung in die ersten farb(en)losen Lebensjahre des Romanhelden ließ mich auch den zuerst als vollkommen überflüssig empfundenen Einstieg schnell verdauen. Sehr stimmungsvoll und stimmig, zumal dann, wenn man -wie ich- das monotone ‚Tackatack‘ von Geburt an kennt und sofort sagen kann: ‚Stimmt.‘

Bleibt nur eine Frage: wieso geht es nicht so weiter? Erst ein Countrysong (mit vorangestellter imaginärer cunt, was ja irgendwie doch was hat), dann aber wird wild durcheinander genudelt (Mixtape, jaja, got it), es wird onaniert, kopuliert, gesoffen, geblutet, gerock’n’rollt, gestorben – die in dem Buch nicht sonderlich beliebten 10cc sangen einst sehr trefflich: ‚Life Is A Minestrone/Served Up With Parmesan Cheese‘ – Paßt.

Da wird hin- und hergesprungen, da werden Erzählfäden kurz an-, aber teils nie zuendegesponnen, da wird ein Namedropping betrieben, welches einerseits die diesen Spielarten von Musik zugeneigten Leserschaften natürlich qua Wiedererkennungswert bindet -das ist die Konzertfalle: man bejubelt die Songs am lautesten, die man kennt und richtig gut findet-, andererseits die außen vor läßt (und imo enttäuscht), die einfach nur eine gute, interessante Geschichte lesen wollen.

Wen und/oder was hamma denn? Okay, natürlich Will, um den geht es hier. Will ist Gitarrist bzw möchte einer werden, will in einer Band spielen, liebt Musik und Bea. Und da stellte mir der Autor ein Bein: warum? Was ist mit Bea? Wieso ist sie seine Janis?

Ich bin zu dem Schluß gekommen: der Autor weiß es selber nicht so genau. Beas Freitod liest sich mir wie -ja, wie der vorgeschobene Grund, die Sache mit dem Mixtape irgendwie unterzubringen und dann auch durchzuziehen, was dann wohl der blutrote Faden sein soll, an dem sich das Buch entlanghangelt.

Das, die Musik an sich, Bands und Lieder, die ihm gewissermaßen heilig sind, bedeutet ihm -so empfinde ich es- mehr als Bea. Logisch, die Songs, die Bands, die Künstler kennt er, teils in- und auswendig, also wird mittels des Mixtapes versucht, sich Bea zu nähern, sie zu ergründen, quasi herauszufiltern, was sie ihm bedeutete oder eher hätte bedeuten können, um am Ende komplett daneben zu liegen. Warum auch immer. Alptraum.

Ich will das Buch nicht schlecht machen, aber es ist so: Will ist ziemlich uninteressant, nicht eigenständig, wie seine Soli. Copycat, das Wort fiel mir viel zu oft ein und die Frage nach all den Leuten, mit denen er jahrelang zu tun hat? Es wird ja kaum erzählt, erklärt, beschrieben, dafür sind die ganzen Sprünge viel zu inkohärent, nachgerade belanglos.

Gut, man könnte sagen, daß das von einer Gitarre erzeugte Nasenbluten die Geschichte anfangs schon zusammenhält, man mag das meinetwegen auch als clever empfinden, aber so richtig mitfiebern konnte ich auf diese Weise denn doch nicht.

Wenn einem innerhalb weniger, teils kurzer Absatzsprengsel Nasenbluten, ein Fahrradunfall, eine Fete, Sex mit einer Claudia und dann wieder Nasenbluten zu lesen geboten wird, kurz darauf ein mehr als unnötiger Diskurs über die musikalischen Vorlieben diverser Fetenbesucher, um anschließend (?) kurz über die Eigenheiten dörflicher Eingemeindungen zu sinnieren, dann liest sich das zwar in einem Rutsch, aber läßt mich ‚Was sollte das jetzt?‘-fragend zurück denn zufrieden über den Fortschritt der Geschichte. Um gleich darauf zu fragen: Welcher Geschichte denn überhaupt? Der des Mixtapes? Der über Wills Karriere? Zu der ist zu sagen: es findet zwar eine statt, aber darüber wird so gut wie nichts berichtet.

In der Schule ging es ja immer so: die Klasse sollte irgendwas lesen -ein Gedicht, eine Kurzgeschichte, ein Buch- und dann hieß es irgendwann seitens des Lehrkörpers da vorn: ‚Was hat sich der Autor dabei gedacht?‘

Gute Frage. Keine Ahnung. Am besten, ich frage ihn mal selber, demnächst, auch zu anderen Dingen. Wenn er mag. Bis dahin auch mal von mir ein Namedropping:

You Really Got Me – not this time, no.

Noch was ans Lektorat: es heißt sicher nicht ‚Statesborrow Blues‘ (s. 68/69), Herrschaften. Aua.

Dem Buch eine MiniCD bezukleben – textlich teils erhellend, gute Sache also. Bea bleibt trotzdem fremd.

Gitarrenblut: How Can We Hang On To A Dream? Rock n Roll Roman mit Musik-CD

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