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Karstadt: the show must go on

karstadt-und-kaufhof 

"Rückblickend steht fest, dass das Ziel, den Konzern zu retten und auf eine tragfähige Basis zu stellen, erreicht wurde."
Thomas Middelhoff am 26. Februar 2009

„Bieter, Vermieter und die Gewerkschaft müssen sich in den nächsten Tagen zusammenraufen, sonst war’s das.“
Klaus Hubert Görg am 30. Mai 2010

Sonst war was?
Klar, ich verstehe Herrn Görg, den Insolvenzverwalter in Sachen Arcandor schon: sonst wird die Karstadt GmbH zerschlagen. Andernfalls wird der Warenhauskonzern verkauft und, wie die Dinge liegen, als Ganzes erhalten. Dies wird jedenfalls der Käufer versprechen müssen. So oder so: das war´s dann.
Es beginnt ein nachrichtenarmes Leben so ganz ohne Karstadt. Ohne Arcandor, ohne KarstadtQuelle, oder welche Namen sonst noch in den Nachrichten auftauchen könnten, wenn die Kaufhäuser denn noch in den Nachrichten wären.
Aber, wenn ich Herrn Görg richtig verstehe, sind sie das dann nicht mehr. Zehn Tage noch, dann ist alles vorbei. Das war’s dann. Karstadt mag sterben, Karstadt mag überleben, doch der Film ist dann zu Ende. Das war´s.

Dabei läuft der Film schon so lange. Ein ziemlich harter Streifen übrigens. Eine Story, die so ziemlich alles geboten hat, was der Zuschauer sehen will. So einen Middelhoff, Typ Marke J.R. Ewing, der trickreich Karstadt in Arcandor umgewandelt und damit – jedenfalls für sich selbst – Wasser in Wein verwandelt hatte. Die tränenreiche Milliardärin, die schockiert vor den Trümmern des vom Vater den Juden weggerafften Traditionshauses steht. Stadträte, die sich, nachdem sie sich jahrzehntelang von Karstadt haben vorschreiben lassen, wie die Stadtentwicklung zu laufen hat, urplötzlich als erbarmungslose Kapitalistenjäger gerieren und sogar meinen, neuerdings „Bedingungen“ stellen zu dürfen.
Und sei es auch nur diese, dass ein hübsches Kaufhaus an ihrem Kirchturm stehen bleibt. Gewerkschaften, die mit allem klassenkämpferischen Elan für ihren Arbeitgeber fighten. Und jetzt zuletzt: Kapitalisten, die sich einen unerbittlichen Bieterwettbewerb liefern.
Und das soll es jetzt wirklich gewesen sein? Gut, mögen Sie einwenden: warum auch nicht. Alles muss einmal ein Ende haben. Horten und Hertie und wie sie alle hießen sind auch bloß noch Erinnerung. Vielleicht bleibt Karstadt ja, nur eben nicht mehr in den Top News. Und wenn nicht, haben wir ja immer noch den Kaufhof. So what?!

So what?! – Das kann ich Ihnen aber ganz genau sagen! Der Film läuft nämlich schon weit länger als ein Jahr. Auch länger als drei Jahre. Und ein Ende ist überhaupt noch nicht absehbar.
Und der Streifen ist auch weit mehr als die bloße Aneinanderreihung einzelner, zugegebenermaßen ziemlich spannender Szenen; er hat auch einen roten Faden. Und „rot“ ist dabei nicht unbedingt politisch gemeint.
Das Thema ist nämlich, dass die Tage der Kaufhäuser in der Innenstadt gezählt sind. Ein Warenhaus mitten in der Stadt, das alles anbietet, von der Unterwäsche bis zur Unterhaltungselektronik, vom Joghurt bis zum Goldschmuck, mit einer Kassiererin in jeder Abteilung – im Grunde so, wie schon vor fünfzig Jahren …?
Heute, wo die SB-Warenhäuser auf der sog. „grünen Wiese“ aus dem Boden sprießen, wo man so schön umsonst parken kann, und die Waren meist noch eine Idee billiger angeboten werden? Heute, da man, wenn man es noch billiger haben möchte und entweder kein Auto hat oder aber, keine Lust damit zu fahren, nur um einzukaufen, sich den ganzen Kram genauso gut bei eBay oder Amazon oder sonst wo im Internet besorgen kann?

„Kaufhof bietet tausendfach, alles unter einem Dach.“ Ja richtig, den gibt es ja auch noch, den Kaufhof. Und der gehört (noch) zur Metro-Gruppe, die wiederum mehrheitlich Haniel sein Eigen nennt. Genau wie die erfolgreichen Elektrohandelsketten Media-Markt und Saturn. Zumindest Saturn – im echten Leben der Planet mit den vielen Monden – zieht es nicht in irgendwelche Umlaufbahnen, sondern genau ins Zentrum. Ins Zentrum der Stadt.
Wenn es trotz alledem, also trotz des Internethandels, trotz großer Elektronik-, Drogerie- und anderer Ketten, trotz schärferer Aufspaltung der potenziellen Kundschaft in (zwei?) Klassen, wenn es trotz alledem immer noch eine Zukunft für das Kaufhaus in der City geben sollte, dann aber auch wirklich nur für eins.
Zwei Kaufhäuser in einer Stadtmitte sind nicht marktfähig. Kaufhof und Karstadt geht nicht. Das ist völlig klar. Und deshalb ist es letztlich egal wer der vier Bieter jetzt Karstadt kaufen wird. Und wenn das Insolvenzverfahren scheitern sollte, muss sich halt Highstreet (Goldman Sachs) – bzw. in Duisburg die Multi Group – direkt mit Metro / Haniel zusammensetzen.

Es war ein spannender Film. Es bleibt noch eine Weile spannend. Und wie im Western endet er mit der Feststellung: „Diese Stadt ist zu klein für uns beide!“ Show Down, Shoot Down … erst danach kommt die romantische Schlussszene. Und selbst für die Deutsche Kaufhaus AG oder wie auch immer das fusionierte Unternehmen dann heißen mag, wird das Glück nur von kurzer Dauer sein.

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