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Karstadt: Noch zehn Tage, dann war’s das

Image by Getty Images via @daylife

 

Essen – Der Karstadt-Gläubigerausschuss hat am Freitag nach mehr als siebenstündiger Beratung die Entscheidung über die drei vorliegenden Kaufangebote auf den 9. Juni vertagt. Insolvenzverwalter Görg sagte, die Offerten der Investmentfirma Triton, des Investors Nicolas Berggruen und des Vermieterkonsortiums Highstreet müssten zunächst gründlich geprüft werden. Da folglich für die Rettung des 25.000 Beschäftigte zählenden Warenhauskonzerns nur noch zehn Tage Zeit bleiben, mahnt Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg zur Eile. „Bieter, Vermieter und die Gewerkschaft müssen sich in den nächsten Tagen zusammenraufen, sonst war’s das“, sagte er der «Bild am Sonntag».

Am 9. Juni sollen nun die Gläubiger einen Kaufvertrag mit einem neuen Eigner unterzeichnen. Bis dahin müssen sie sich aber noch einig werden, welchem Bieter sie den Zuschlag geben. Die deutsch-schwedische Fondsgesellschaft Triton, der Investor Nicolas Berggruen und das Vermieterkonsortium Highstreet um die US-Investmentbank Goldman Sachs hatten am Freitag erst kurzfristig vor der Sitzung des elfköpfigen Gläubigerausschusses detaillierte Gebote vorgelegt.
Laut einem „Spiegel“-Bericht hat sich ein weiterer Kaufinteressent für den insolventen Warenhauskonzern Karstadt gefunden. Ein russisches Konsortium habe am Freitag bei Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg ein offizielles Angebot abgegeben, schrieb das Nachrichtenmagazin. Bislang lagen drei Kaufangebote vor, über die am 9. Juni entschieden werden soll.

Nach Informationen von «Bild am Sonntag» bietet der mehrheitlich zu Goldman Sachs gehörende Immobilienfonds Highstreet 30 Millionen Euro für Karstadt. In den nächsten fünf Jahren will Highstreet Karstadt außerdem insgesamt 230 Millionen Euro Mietzahlungen erlassen. Highstreet besitzt 86 der 120 Karstadt-Warenhäuser und ist damit nicht nur der wichtigste Vermieter, sondern auch einer der Hauptgläubiger der insolventen Warenhauskette.
Der Berliner Investor Nicolas Berggruen will 70 Millionen Euro zahlen sowie in den nächsten drei Jahren 240 Millionen Euro investieren. Er fordert Zugeständnisse der Vermieter.
Der deutsch-schwedische Investor Triton bietet 100 Millionen Euro an Investitionen bei Vollzug des Kaufvertrags und weitere 400 Millionen in den nächsten fünf Jahren. Von den Mitarbeitern fordert Triton die Einführung einer teilweise erfolgsbasierten Vergütung und ein Überdenken verlustbringender Sortimente. Im schlimmsten Fall könnte das den Abbau von knapp 5 000 Arbeitsplätzen bedeuten. Gegen die Forderungen von Triton hat sich bislang vor allem die Gewerkschaft Verdi gewehrt.
Dem „Spiegel“ zufolge will eine Gruppe unter Führung des St. Petersburger Unternehmers Artur Pachomow 100 Prozent der Geschäftsanteile für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag erwerben. In dem Angebotsschreiben heiße es, das Konsortium beabsichtige „der Karstadt Warenhaus AG nach Übernahme der Geschäftsanteile liquide Mittel“ für die Finanzierung des Weihnachtsgeschäfts 2010 zur Verfügung zu stellen. Das russische Konsortium will laut "Spiegel" neben der Bereitstellung von Geld für die Finanzierung des Weihnachtsgeschäfts 2010 ab 2011 durch Investitionen von jährlich rund 80 Millionen Euro die Karstadt Warenhaus AG langfristig sichern. Zudem solle die wirtschaftliche Basis des Unternehmens "durch punktuelle Internationalisierung des Warenhaus-Geschäftes an attraktiven Standorten außerhalb Deutschlands" verbreitert werden. Zu den Beratern der Investoren gehören dem Magazin zufolge mehrere ehemalige Karstadt-Manager, darunter der Ex-Vorstandschef Helmut Merkel.

Für den Vorsitzenden des Karstadt-Gesamtbetriebsrats, Hellmut Patzelt, gibt es noch keinen Favoriten unter den vier Bietern. Da die letzten Angebot erst seit kurzem vorliegen, gelte es nun, sie genau zu prüfen, sagte er am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Patzelt, der als Vertreter der Belegschaft auch im Gläubigerausschuss sitzt, wörtlich: "Der Investor, der Karstadt mittel- bis langfristig nachhaltig eine Zukunft bietet, und insbesondere natürlich den Arbeitsplätzen – ich glaube, das wird dann derjenige sein, der auch Karstadt haben soll."
Das Angebot des Karstadt-Vermieters Highstreet war erst wenige Stunden vor Beginn der Sitzung am Freitag bekannt geworden. Das des russisches Konsortiums wird nicht ernst genommen und gilt als chancenlos. Unternehmenskreisen zufolge hat diese Gruppe bisher noch nicht einmal eine Wirtschaftlichkeitsprüfung vorgenommen.

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