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Der Süden liegt in Ruhrort | Lucia Aliberti und Joaquin Clerch beim Open-Air der Duisburger Philharmoniker

Photo: Christoph Müller-Girod

Ein perfekteres Zusammenspiel hätte es an diesem Abend wohl nicht geben können: Die Duisburger Philharmoniker unter der Leitung des Esten Hendrik Vestmann einerseits und die Gaststars Joaquin Clerch und Lucia Aliberti andererseits. „Südwärts“ war das Programm überschrieben und man hätte mit den Schiffen, die nur knapp einen Steinwurf von der Mühlenweide den Rhein entlangfuhren tatsächlich gerne abgelegt.

Lucia Aliberti hat sich in ihrer Karriere früh festgelegt und ist seitdem auch kein Jota von der Ära des Belcanto abgewichen – selbst die Eigenkomposition „Reggia d’amore“ klingt nach Verdi, Bellini und virtuosen Gesangsarien. Ganz Diva steht sie auf der Bühne der Mühlenweide in einem langem Schwarzem und singt die Arie, die die Callas weltberühmt machte: „Casta Diva“ aus Norma. Das Gebet der gallischen Seherin an die Göttin, die doch ihren Segen auf das Schneiden der Mistel legen möge. Bellinis Musik, der im wahrsten Sinne des Wortes silberhelle Klang der Flöte, die die Melodie vorspielt legt einen zauberhaften Hauch über das Publikum. Aliberti scheint an diesem Abend alles zu geben – richtig bezaubern kann sie das Publikum aber erst durch die Zugaben: „Mio babbino caro“ von Puccini und das Trinklied aus Verdis „La Traviatia“ reißen das Publikum von den Stühlen. Es darf geklatscht und geschunkelt werden. Ein Effekt, den Bellini nicht erreicht. Doch Belcanto ist nun mal Belcanto, da kann man nicht dauernd Verdischunkeln.

Joaquin Clerch hingegen bietet einen Tribut an Paco de Lucia ebenso hingebungsvoll dar wie zwei Eigenkompositionen basierend auf cubanischen Schlagermelodien. Doch vor allem die atemberaubende Interpretation des 2. Satzes aus dem „Concierto de Aranjuez“ von Joaquin Rodrigo ist es, die an diesem Abend am ehesten in Erinnerung bleibt. Abgesehen davon, dass das Stück in den 90-gern gerne als Hintergrundmusik für die Werbung verwendet wurde ist es dank der eindrucksvoll klagenden Melodie, die zuerst vom Englischhorn vorgetragen wird, und der anschließenden Aufnahme des Solisten und des Orchesters ein Stück in dem Bitten, Zagen, Schmerz eng beieinanderliegen. Man muss nicht wissen, dass Rodrigo hier eine Fehlgeburt seiner Frau verarbeitet hat um diesen Weltschmerz zu spüren. Wahrlich ein Highlight an diesem Abend.

Ebenso wie Rossinis bekannte „Tarantella“ aus dem Ballet „La boutique fantastique“ – und die „Cuban Ouverture“ von Gershwin. Während bei ersterem das Orchester durchaus temporeich zu Werke geht und dabei nicht aus dem Takt geraten darf vor Übereifer haben bei Gershwin vor allem die Schlagwerker viel zu tun – die südamerikanischen Rhythmen und die kontrapunktartig gesetzten Melodien in den Streichern geben dem Stück den richtigen Schwung. Ein Beweis dafür, dass Duisburg durchaus karibisches Feeling besitzt war dann das Finale – zu den Klängen von „Fluch der Karibik“ erstrahlte am wolkenlosen Himmel ein Feuerwerk. Sonst noch Fragen, Herr Sparrow?

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