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Ronnie James Dio ist tot

Als ich heute Morgen mir – umständehalber recht oberflächlich – zunächst die allgemeine Nachrichtenlage angesehen und mir danach die üblichen Blogs aus dem Ruhrgebiet vorgenommen hatte, traute ich zunächst meinen Augen nicht, als ich Maltes Hometown Glory aus Gelsenkirchen angeklickt hatte. Ich fühlte mich, wie vom Schlag getroffen. Malte meldete, dass Ronnie James Dio am Sonntag gestorben ist.

Ja, ich war fertig. Denn ich war ein Fan, das heißt: ich bin immer noch sein Fan. Denn in seiner Musik lebt er ja weiter. Und ich habe fast alle seiner CDs – abgesehen von den Samplern. So etwas braucht ein echter Fan nicht. Und dann habe ich auch noch drei oder vier DVDs – Konzertmitschnitte, eine Sammlung seiner Musikvideos. Das ist tröstlich; doch ich bin immer noch fertig.
Dio hatte nach der Krebsdiagnose noch angekündigt, dieses Jahr sowohl mit seiner Band DIO als auch mit „Heaven and Hell“ – also „Black Sabbath“ ohne das entsprechende Namensrecht – auf Tournee gehen zu wollen. Und ich war fest entschlossen, beide Male hinzugehen. Koste es, was es wolle. Egal, wie weit das nächst gelegene Konzert entfernt ist. Es hat nicht sollen sein.

Ich wusste natürlich, dass Dio Magenkrebs hat und dass er sich einer Chemotherapie unterzieht. Aber es schien ganz gut für ihn auszusehen. Jedenfalls schloss ich das aus den beiden Tourneeankündigungen und auch aus dem Video von der Golden-Gods-Awards-Verleihung Anfang April.
Ja, man konnte ihm ansehen, dass er von der Erkrankung stark gezeichnet war. Und er sprach auch ganz offen drüber. Verdrängung. Es sollte nicht so sein. Sicher, wenn ich mir dieses Video heute ansehe, sehe ich klarer …
Ronnie James Dio, wie sich der als Ronald James Padavona 1942 geborene US-Amerikaner italienischer Abstammung nannte, war Rocksänger. Genre: Hard Rock / Heavy Metal. Mir ist klar: diese Musikrichtung ist nicht jedermanns Sache. Folglich will ich gar nicht erst den Versuch unternehmen, Sie durch Vorschwärmen von der Schönheit seiner Musik zu überzeugen.

Dio war zwar nicht der erfolgreichste – das ist zweifellos Ozzy Osbourne -, aber m.E. der beste und einflussreichste Sänger (und Texter!) dieses Genres. Obgleich klein und zierlich war er doch der stimmgewaltige italienische Tenor in dieser Szene. Er arbeitete mit allen „großen“ Hardrock-Gitarristen zusammen – bspw. mit Ritchie Blackmore (Deep Purple / Rainbow) und Tony Iommi (Black Sabbath). In seiner eigenen Band betrieb er gleichsam Nachwuchsförderung.
Dio hat die „Mano cornuto“, also das aus Italien stammende Handzeichen für die Teufelshörner, im Heavy Metal bekannt gemacht. Der Teufel war all die Jahrzehnte ein Lieblingssymbol in seinen Texten – ebenso wie der Tod.
Beschäftigt man sich genauer mit seinen Texten, und ich konnte mich dem schlichtweg nicht entziehen, entdeckt man jedoch weit mehr als das stets erwähnte Düstere und Mystische. Dio war auch ein Poet. Wer bei Hardrock-Texten – zu Recht – Sex und Macho-Gedöns vermutet, liegt bei Dio völlig falsch. Dio´s Texte sind angsterfüllt bis paranoid. Die gefährlichen anderen Menschen, die undefinierbare Masse, die gesellschaftlichen Herrschaftssysteme, der sexuelle Missbrauch.

Dio hatte seine größten Erfolge in den 70er und 80er Jahren. Als sein Hauptwerk betrachte ich das 2000 erschienene Konzeptalbum Magica. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 fokussierte Dio das von ihm stets angeführte bedrohliche Böse („evil“) auf den islamistischen Terrorismus.
2006 taten sich „Black Sabbath“ wieder mit Dio zusammen – unter dem Bandnamen „Heaven and Hell“, dem Titel eines Black-Sabbath-Albums, das Musikgeschichte geschrieben hat. 2009 war die Altherrenband der Top-Act auf dem Festival in Wacken.
Etwas später kam, wie gesagt, die verheerende Diagnose. Dann die Hoffnung. Doch der Drachentöter des Rock´n`Roll konnte den Krebs nicht besiegen. Gestern kam die Nachricht von seiner Ehefrau und Managerin, die Message from Wendy Dio. Etwas ausführlicher hier.
So weit. Ich musste das einfach mal erzählen. Na klar: Dio war eine Primadonna, eine Diva. Logisch. Aber er war – selten genug in dieser Szene – auch ein echt netter Kerl. Ich höre und sehe mir jetzt Bible Black an – die Single-Auskoppelung aus dem letzten Album. Sehr passend.

At last alone, his fire’s dying
Burned another day
Now to pretend and make up an ending
Somewhere far away

He reached for a book all bound in leather
Something that he knows he’s never read
And the first page says beware
You’ve found the answer
The next one says I wish that you were dead

Don’t go out, put it back
You’re reading from the Bible Black

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