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Belangloses Geschwätz (2): der Kardinal und sein Vikar

Image by Getty Images via Daylife

So wie im liberalen Sinne liberal nicht immer liberal bedeutet, so ist im katholischen Sinne ein belangloses Geschwätz nicht immer belanglos. Leider Gottes müssen wir uns in dieser schweren Zeit Tag für Tag mit belanglosem Geschwätz befassen; denn es wird von den Heerscharen Luzifers als Waffe eingesetzt im Krieg zwischen Satan und Gott, von dem bereits gestern die Rede war. Das belanglose Geschwätz entzündet sich an dem ein oder anderen bedauerlichen Einzelfall, in dem sich selbst ein Diener unseres Herrn kurzzeitig als fehlbar erwiesen hatte.

Der Mensch, meine lieben Brüder und Schwestern, ist fehlbar. Und Gott – ich darf daran erinnern: der Mensch gewordene Gott (ja, man muss schon ein bisschen aufpassen in der Osterpredigt!) – ist ebenfalls fehlbar. Schließlich ist der Mensch das Ebenbild Gottes. Mensch fehlbar, Gott fehlbar – so what?!
Aber, meine lieben Brüder und Schwestern, alles kein Grund zur Verzweiflung! Kein Grund anzunehmen, wir seien einsam und orientierungslos in einer chaotischen Welt, in der es keine moralische Autorität mehr gäbe, an die wir wirklich voller Vertrauen glauben können.
Denn Gott sei Dank ist haben wir einen, der eben nicht fehlbar ist. Und zwar den Unfehlbaren, den Pontifex Maximus, unseren Heiligen Vater, den Papst. Und er ist es auch, der aus dem Glauben die Kraft schöpft – genau „die Kraft, sich nicht vom belanglosen Geschwätz der vorherrschenden Meinung einschüchtern zu lassen“.

Die Zeit betretenen Schweigens nach all den Enthüllungen ist vorbei; Schluss mit der ganzen Einschüchterung! Der unfehlbare Oberhirte hat sich entschlossen, zum Gegenangriff überzugehen. Und dafür ist Joseph Ratzinger, der sich seit einiger Zeit Benedikt nennt, der richtige Mann am richtigen Platz. Ein erfahrener Kämpfer mit Wissen wie kein anderer, wenn es darum geht, irgendwelchem belanglosen Geschwätz die Stirn zu bieten.
Aber selbst so einer kann nicht immer alles wissen. Zum Beispiel damals, in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising, gerade erst Kardinal geworden, noch lange nicht unfehlbar, noch ein junger Spund von gerade einmal fünfzig Jahren. Es war diese Zeit zwischen 1977 und 1981, als der Priester Peter H. wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern vom Ruhrbistum Essen in die Erzdiözese München versetzt wurde. Ratzingers Vikar setzte Peter, den Kinderlieben, sofort wieder in der Gemeindearbeit ein.
Klipp und klar: es war der Vikar. Und der hatte das irgendwie vergessen, seinem Chef zu erzählen. Also konnte das der Herr Erzbischof Joseph Kardinal Ratzinger gar nicht wissen. Und außerdem war er ja auch bloß vier Jahre in München tätig, also bei weitem nicht so lange, wie der einfache Priester Peter H. Der war noch bis vor kurzem für diese Erzdiözese tätig; dann ist er jedoch im Jahr 2008 aus dem Dienst entfernt worden.
Der liebe Gott sieht alles: ein Vierteljahrhundert, nachdem Peter H. im Ruhrbistum wegen des sexuellen Missbrauchs an Kindern aufgeflogen war, stellte sich auch in der bayrischen Diözese heraus, dass er sich fortwährend an etlichen kleinen Jungs vergangen hatte.

Wenn das der Vikar damals doch nur dem Kardinal Ratzinger erzählt hätte! Der hätte dann aber … – es hat nicht sollen sein. Der liebe Gott sieht alles, ein kleiner Kardinal aber noch lange nicht. Ob Joseph Ratzinger deshalb in die römische Zentrale abberufen wurde? Wir wissen es nicht.
Ich jedenfalls war traurig, dass es vorbei war mit dem Erzbischof aus München. Schließlich hatte der Kardinal immer wieder auch die bundespolitische Diskussion mit Bemerkungen befruchtet, die alles andere als belangloses Geschwätz waren. „Wer immer nur von Gleichheit redet, wird im Stacheldraht des Kollektivs enden“, hatte Ratzinger gesagt, und schon war ziemlich was los.
Das waren halt noch andere Zeiten. Heutzutage stört ihn das Kollektiv eigentlich nicht mehr so sehr, eher schon das Individuum. Und auch sonst noch so das ein oder andere. Und vor allen Dingen: belangloses Geschwätz. Und das hört und hört nicht auf! Hier zum Beispiel geht es schon morgen weiter.

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