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Belangloses Geschwätz (1): “Ein Krieg zwischen Satan und Gott“

Weltjugendtag 2005

Image by mjohn2101 via Flickr

Eine kleine Abweichung vom üblichen Programm am Ostersonntag: Zum Auftakt des Gottesdienstes ergriff der Vorsitzende des Kardinalskollegiums am Sonntag vor Tausenden Gläubigen das Wort und erklärte demonstrativ, Benedikt XVI. könne sich des Rückhalts der Gemeinde sicher sein. “Heiliger Vater, das Volk Gottes ist mit Dir und wird sich nicht von dem unbedeutenden Geschwätz dieser Tage beeinflussen lassen”, sagte Angelo Sodano unter dem Jubel der Anhänger des Papstes, die trotz des regnerischen Wetters auf dem Petersplatz gekommen waren.

Okay, das wussten Sie schon, das brachten ja auch alle Medien. Aber wussten Sie auch, was sich eine Woche vorher an gleicher Stelle, also auf dem Petersplatz abspielte. Da hat dort ebenfalls der Pontifex Maximus gesprochen, und in der aktuellen Ausgabe des „Spiegel“ steht, was er gesagt hat. Am 28. März, als unsereins in Marxloh war, also am Palmsonntag predigte der Papst den etwa 50000 anwesenden Gläubigen, der Glaube verleihe die Kraft, „sich nicht vom belanglosen Geschwätz der vorherrschenden Meinung einschüchtern zu lassen.“

Ob nun „belanglos“ oder „unbedeutend“ – ich vermute, der eine übersetzt das Adjektiv aus dem Italienischen so, der andere so. Und überhaupt: Geschwätz ist Geschwätz.

Auch wenn es die hohen Kleriker nicht ausdrücklich erwähnen, ist es offensichtlich, dass sie die Vorwürfe gegen die katholische Kirche im allgemeinen, und gegen ihr Oberhaupt im besonderen, für „belangloses Geschwätz“ halten. Auch ich habe – vor genau einem Monat – ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass sich nicht sagen lässt, dass die ordnungsgemäße Verwaltung pädophilen Sexuallebens der „eigentliche“ Vereinszweck dieses internationalen Netzwerkes sei. Denn wie bei allen hermetisch abgeriegelten, „totalen“ Organisationen lässt sich auch bei der katholischen Kirche ein ganzes Bündel von Arbeitsfeldern ausmachen, die letztlich allesamt dem Ziel dienen, die Macht der Organisation insgesamt, also weltweit, aber deshalb freilich auch in den einzelnen Nationalstaaten zu stärken.

Ich weiß, wenn man anfängt sich selbst zu zitieren, muss man sich fragen lassen, ob man nichts Neues mehr beizusteuern hat. Doch, doch, ich habe; aber diesmal scheint mir das Selbstzitat sozusagen unverzichtbar. Ich habe eben nicht gesagt, dass die ordnungsgemäße Verwaltung pädophilen Sexuallebens der „eigentliche“ Vereinszweck dieses internationalen Netzwerkes sei.

Das ist mir schon allein deshalb so wichtig, weil in der besagten aktuellen Ausgabe des „Spiegel“ (14/10), der ich alle folgenden Zitate in allen folgenden Teilen entnehme, auch Padre Gabriele Amorth zitiert wird. Der Herr Amorth ist beruflich als Exorzist seit 25 Jahren im Vatikan tätig, und er meint, wer den Papst angreift, dem sei dies vom Teufel eingeflüstert worden. Nun glaube ich zwar nicht so direkt an den Teufel, aber eben der Padre Amorth. Und für den Fall, dass ich ihm, genauer: er mir mal über den Weg laufen sollte … Sie verstehen: ich möchte das einfach nicht.

Oder dieser ehemalige Bischof von Acerra, der Herr Antonio Riboldi. Der sagt: „Es ist ein Krieg im Gange zwischen der Kirche und der Welt, zwischen Satan und Gott.“ Leicht verwirrend angeführt, ist doch ziemlich klar, was wozu gehört: die Kirche zu Gott und die Welt zum Satan. Und deshalb möchte ich den Papst nicht angreifen.

Ich möchte einfach nur mithelfen zu erklären, was und wie der heilige Vater so im einzelnen meint. Als Mann des Friedens möchte ich vermitteln zwischen Gott und der Welt, zwischen der Kirche und dem Satan. Ab sofort Tag für Tag, Teil für Teil: nur belangloses Geschwätz.

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