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“nicht wieder in die gleiche Situation wie vor neun Jahren geraten”

xtranews sprach mit dem neuen Geschäftsführer des Karstadt-Hauses in Duisburg, Klaus-Peter Kundoerfer über die Situation von Karstadt im Forum, die Lage des Karstadt-Konzerns in der Insolvenz und seine Einschätzung des geplanten Factory-Outlet-Centers in Marxloh.

Klaus-Peter Kundoerfer begann 1984 seine Ausbildung bei Karstadt in Nürnberg. Der 42Jährige bereiste als Abteilungsleiter die halbe Republik unter anderen mit den Stationen Münster, Trier und Dortmund, bevor er seine Ausbildung als Geschäftsführer im Jahre 2001 in Duisburg antrat. Diese Ausbildung führte er dann in den Filialen Mülheim, Nettetal und Velbert fort, bevor er als Zentraleinkäufer für den Bereich Entertainment in die Hauptverwaltung nach Essen ging. Als Geschäftsführer ging der begeisterte Achterbahnfahrer zuerst nach Hamburg, dann über Gütersloh nach Duisburg.

XN: Sie sind ja ein neuer Alter. Sie waren ja schon einmal bei Karstadt in Duisburg.

Klaus-Peter Kundoerfer: Das alte Haus in Duisburg kenne ich noch. Ich war 2001 und 2002 hier, und habe hier meine Ausbildung zum Geschäftsführer begonnen.

XN: Seitdem sind ja einige Jahre vergangen. Als Sie jetzt wieder nach Duisburg gekommen sind, war das eher "wow" oder mehr ein "ach, kenn ich schon"?

Klaus-Peter Kundoerfer: Nein, das war schon ein "wow". Hier hat sich ja nicht nur die Architektur verändert, sondern auch das Publikum. Damals war das hier ja eher ein sozialer Brennpunkt mit einer großen Drogenszene, die direkt vor dem Karstadthaus war. Das Parkhaus war relativ düster, die Zu- und Aufgänge waren katastrophal, es war nicht gepflegt. Kurzum, es war nicht schön, in diese Tiefgarage einzufahren, um zu Karstadt zu kommen. Trotzdem war das alte Haus schön, hatte eine gute Lebensmittelabteilung, mit einem weit über die Stadt hinaus bekannten Degustationspunkt.
Im Vergleich zu damals haben sich die sozialen Brennpunkte verlagert und sind hier so nicht mehr zu finden. Die Tiefgarage ist jetzt sogar mit Musik, wo findet man das schon. Das nächste ist, dass man hier eines der schönsten Einkaufszentren Deutschlands gebaut hat. Es hebt sich architektonisch ab, mit all den Malls, die es innerhalb des Gebäudes gibt und einem allein stehenden Hof – eigentlich mit einem Gebäude drin. Es macht Spaß, im Forum einzukaufen. Unser Karstadt hat alles, was ein klassisches Karstadt auch hat und dazu eine klasse Lebensmittelabteilung und ein tolles Restaurant. Das Haus selber hat sich den Gegebenheiten der letzten neun Jahren und dem Markt angepasst – mit sehr viel Marken und allem, was dazu gehört.

XN: Früher konnten sich die Kunden kaum bewegen, weil jeder freie Platz mit Rollständern zu gestellt war.

Klaus-Peter Kundoerfer: Richtig, in den alten Kaufhäusern war es nicht so ohne weiteres möglich, die Verkaufsfläche radikal neu zu gestalten. Es gab nur enge Wege, und ein shop-in-shop-Charakter war kaum zu erkennen. Auch die Sonderflächen waren mit Rundständern vollgepackt, und wenn der Geschäftsführer oder Abteilungsleiter nicht aufgepasst hatte, wurden das immer mehr Rundständer. Dass sich die Kunden da nicht wohl gefühlt haben, ist einleuchtend. Dies ist in einem so neuen Haus wie Duisburg natürlich ganz anders. Hier konnte von Anfang an ganz anders geplant werden. Die Flächen sind klar abgetrennt. Der Kunde sieht sofort, wo eine Hosen- und wo eine Wäscheabteilung ist. Selbst die einzelnen Marken innerhalb einer Abteilung (shop in shop) sind klar abgegrenzt. In der Abteilung sieht der Kunde: dort ist Olsen, da ist Mäc usw. Es gibt also eine klare Übersichtlichkeit, die ja auch teilweise von den Marken in Handbücher vorgegeben wird. Manchmal ist weniger eben mehr.

XN: Ihre letzte Station war bei Karstadt in Gütersloh. Sind diese beiden Häuser vergleichbar?

Klaus-Peter Kundoerfer: Beide sind architektonisch gelungen. Die Fassade in Gütersloh wurde mit einem Architekturpreis ausgezeichnet. Auch hier im Forum haben wir ja eine architektonische Besonderheit. Die meisten Einkaufscenter sind ja meist quadratisch angelegt, während man hier einen runden Ansatz gewählt hat. Also beide Häuser sind schon mal was für Sinne. Gütersloh hat eine Verkaufsfläche von 8.000 qm und damit 5.000 qm weniger als das Duisburger Haus. Vergleichbar ist aber auf jeden Fall die Gastronomie, die in Gütersloh hat eben auch diesen Event-Charakter.

XD: Können denn die Karstadtkunden damit rechnen, dass sie bald vergünstigt im Parkhaus parken können?

Klaus-Peter Kundoerfer: Das Problem ist, dass Karstadt früher sein eigenes Parkhaus hatte und das jetzige durch einen privaten Anbieter gemietet ist. Ich kann Ihnen aber versprechen, dass ich persönlich versuchen werde, die Parksituation zu verbessern. Ob die erste Stunde nun kostenfrei wird, kann ich nicht zusagen; aber es wird was kommen.

XN: Sie sind nun ich einer wirtschaftlich schlechten Situation Geschäftsführer in Duisburg geworden, und nun tut sich ein ganz neues Problem auf. Welche Auswirkungen hätte ein Factory-Outlet-Center (FOC) im Duisburger Norden für Karstadt und die Innenstadt? (Wir werden am Donnerstag und Freitag eine Serie von Artikeln zum geplanten Bau des FOC bringen und dabei auch der Frage nachgehen, wer unmittelbar finanziell am Verkauf des städtischen Grundstücks verdient.)

Klaus-Peter Kundoerfer: Nun, dass was die Stadt da will, hätte in der jetzigen Situation verheerende Auswirkungen. Wenn die Stadt das möchte, was sie in den letzten Jahren gesagt hat, also wieder auf die Füße zu kommen, ein Gegengewicht zu Städten wie Essen, Oberhausen, Krefeld und Moers zu werden, dann ist es falsch, über zwei Stadtzentren in Duisburg nachzudenken. Bei den knappen Kassen kann ich mir kaum vorstellen, dass dies mit dem jetzigen Zentrum klappt. Aber wenn jetzt jemand sagt, er will das Ziel (bei gleicher Kassenlage) mit zwei Zentren realisieren, dann werden das unter dem Strich zwei mittelmäßige Zentren sein.
Das ist sehr fahrlässig. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich nach so kurzer Zeit mit so einem Thema konfrontiert werde. Es gibt doch etliche Projekte in Duisburg, wie die Freiheit, die Bepflanzung der Königstrasse, Galeria, Knüllermarkt (ich könnte so weiter machen), die erstmal abgeschlossen werden müssen, bevor über ein zweites Oberzentrum nachgedacht wird.
Wenn ich sehe, was die Innenstadt noch an Problemen hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Stadt noch genügend Geld hat für ein zweites Oberzentrum. Es entsetzt mich, wenn ich sehe, dass Duisburg auf einem guten Weg war und sich jetzt wieder verzettelt und wir hier die gleiche Situation wie vor neun Jahren bekommen: jahrelanger Stillstand und sich um ungelegte Eier kümmern wie bei MultiCasa.

XN: Wie nimmt die Karstadt Hauptverwaltung in Essen dieses Vorgehen auf?

Klaus-Peter Kundoerfer: Wir haben am Dienstag in den Gremien telefoniert. Die Gremien waren sehr verwundert, Die jetzigen Pläne gehen an allem vorbei, was wir vor Jahren mit der Stadt besprochen hatten. Ich kann nur hoffen, dass die Politiker sich der Tragweite ihrer Entscheidung bewusst sind, hier ein zweites Oberzentrum zu errichten.

XN: Wie sieht es den generell mit der Insolvenz aus? Hier herrscht ja bei den Mitarbeitern eine große Unsicherheit. Gibt es Hoffnung?

Klaus-Peter Kundoerfer: Die Unsicherheit ist ganz verständlich; ich glaube aber, dass wir es geschafft haben, auch in der Insolvenz ein geordnetes Leben aufrecht zu erhalten. Ich war genauso erschüttert von der Insolvenz wie jeder andere Mitarbeiter auch. Jeder, egal ob Auszubildender oder Geschäftsführer, hat sich gefragt, wie es in Zukunft weiter geht.
Wir sind auf einem guten Weg, das sagen auch die Insolvenzverwalter, in den nächsten Monaten aus der Insolvenz heraus zu kommen, so dass ich glaube, dass die wirtschaftliche Situation bei Karstadt nicht allzu schlecht sein kann. Dann sind wir wieder auf den eigenen Füßen und müssen einen Investor finden. Laut Insolvenzverwalter gibt es einige Investoren, die sich für Karstadt interessieren.

XN: Wären sie ein glücklicher Teil der Metro-Familie?

Klaus-Peter Kundoerfer: So weit ich weiß, ist laut Insolvenzverwalter die Metro-Gruppe nicht mehr an Karstadt interessiert.

XN: Herr Kundoerfer, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Das Interview führte Thomas Rodenbücher

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