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Krimineller Handel mit Telekom-Kundendaten 2009 – Bundesdatenschutzbeauftragter: "Datendieben" wurde es "leicht gemacht"

A telefônica é rosa 1 / The telephone company ...

Image by Márcio Cabral de Moura via Flickr

Mainz (ots) – Die Telekom hat es, nach Einschätzung von Experten, Datendieben offenbar leicht gemacht, an personenbezogene Informationen zu kommen. Das geht aus Akten der Staatsanwaltschaft Bonn hervor, die "Report Mainz" vorliegen. Fred Apostel, Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn, bestätigte gegenüber "Report Mainz", dass es sich bei den Daten um "sensible Daten, nämlich persönliche Daten von Kunden", die "frei verkäuflich waren", handelte.

Das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" hat die Unterlagen der Strafverfolger dem Finanzmarktexperten, Prof. Wolfgang Gerke,   vorgelegt. Seine Einschätzung: "Die Telekom hat den Datenskandal selbst verursacht. Sie hat ihn sicherlich sich so nicht gewünscht, aber sie hat ihn riskiert. Sie hat ihn billigend in Kauf genommen und dass sie dabei auch selber Opfer des Datenmissbrauchs geworden ist, ist eine Randerscheinung, die die Telekom nicht entlastet."

Auch der Bundesdatenschutzbeauftragte, Peter Schaar, kritisiert die Telekom. "Eine Leichtfertigkeit ist hier absolut erkennbar. Man hat notwendige Sicherheitsmaßnahmen unterlassen und damit es den Datendieben leicht gemacht, an diese personenbezogenen Informationen zu gelangen", sagte Schaar dem Politikmagazin.  Der einstige Staatskonzern hatte in den letzten Jahren immer wieder mit Datenskandalen zu kämpfen. Fast immer beteuerte dabei die Telekom, Opfer krimineller Machenschaften geworden zu sein.

Auf der Bilanzpressekonferenz der Telekom vergangenen Donnerstag in Bonn äußerte sich René Obermann auf die Frage von "Report Mainz", ob die Telekom ihre Kundenbanken leichtfertig geöffnet habe: "Das weise ich zurück. Wir tun alles, was wir können zum Thema Datenschutz und Datensicherheit. Einen hundertprozentigen Schutz kann ihnen kein Unternehmen gewährleisten." Weiter sagt die Telekom, dass mittlerweile umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden und Datendiebstähle heute deutlich erschwert worden seien.

Als René Obermann 2006 Vorstandsvorsitzender der Telekom wurde, befand sich der Konzern in sehr schwierigem Fahrwasser. Millionen Festnetzkunden wechselten zur Konkurrenz. Deshalb startete der Konzern eine gigantische Vertriebsoffensive mit 1000 Haupt- und 12.000 Subvertriebspartnern, vor allem Call-Centern. Sie alle arbeiteten mit Kundendaten der Telekom.

Professor Wolfgang Gerke kritisiert, dass die Telekom "fahrlässig mit ihren eigenen Daten umgegangen ist und fahrlässig sich Tausende von Subunternehmern zugelegt hat, die sie gar nicht unter Kontrolle halten konnte."

Die Akten der Staatsanwaltschaft Bonn belegen auch, welch perfide Pläne die Datenhändler mit den Kundendaten hatten. Bankkonten sollten mit 69 Cent belastet werden. Der Hintergedanke: Abbuchungen in dieser geringen Höhe fallen vielen Kunden nicht auf. Ein raffinierter Millionenbetrug, der durch eine bundesweite Razzia 2009 verhindert werden konnte.

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