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Dresdner Bischof Reinelt: Kindesmissbrauch ist kein katholisches Problem

Leipzig (ots) – Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, hat einseitige Schuldvorwürfe gegen die katholische Kirche im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen an Jesuiten-Schulen zurückgewiesen. "Kindesmissbrauch ist kein katholisches Problem, sondern ein Gesamtgesellschaftliches", sagte Reinelt der "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe). Verständnis zeigte Reinelt dabei für die Äußerung des Augsburger Bischofs Walter Mixa, der in der Sexualisierung der Gesellschaft eine Mitschuld an Kindesmissbrauchsfällen sieht.  "Es ist wichtig, in allen Bereichen entschlossen dagegen vorzugehen. Dabei wird auch zu fragen sein, inwieweit die Übersexualisierung unserer Gesellschaft mitverantwortlich ist, krankhafte Auswüchse zu fördern."

Reinelt sieht inzwischen auch eine größere Offenheit und ein verstärktes Schuldbewusstsein der Kirche bei Missbrauchsfällen als in der Vergangenheit. "Die Entwicklung, die nun in Gang gekommen ist, lässt erahnen, dass es eine größere Offenheit als früher im kirchlichen Raum bei diesem Thema gibt und geben wird. Das Verantwortungs- und Schuldbewusstsein ist bei allen Leitungskräften sehr deutlich spürbar geworden", so der Bischof. Dabei gebe es trotzdem noch weiteren Verbesserungsbedarf. "Es ist wichtig, in den Bistümern die einheitlichen Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch streng zu beachten und weiter zu verbessern. Ein Wegschauen darf es nicht geben."

Einen Zusammenhang der Missbrauchsfälle mit der repressiven Sexualmoral der katholischen Kirche weist Reinelt entschieden zurück. "Leider wird in der Diskussion über Missbrauchsfälle häufig ein Zusammenhang zwischen Zölibat und Pädophilie unterstellt. Nach Auskunft von Fachleuten ist dieser Zusammenhang schlicht falsch. Mit dem Zölibat hat diese Debatte nichts zu tun", sagte Reinelt. Vielmehr würden nicht-zölibatär lebende Männer statistisch gesehen mit einer 36-mal höheren Wahrscheinlichkeit zu Missbrauchstätern als katholische Priester. Die jüngsten Umfrageergebnisse hätten gezeigt, dass sexueller Missbrauch bei Priestern der katholischen Kirche sehr viel seltener vorkomme als bei anderen erwachsenen Männern. "Die Kirche muss sich der Diskussion stellen, wie erreicht werden kann, Kinder in Zukunft wirksam vor Übergriffen zu schützen. Mit dem Zölibat hat diese Debatte allerdings nichts zu tun."

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