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Die Kirche, der Jugendschutz und ein Pharao

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Pornos und sexueller Verrohung? Gibt es einen zwischen Mißbrauch von Schutzbefohlenen und Männern mit unterdrückter Sexualität? Und spielt das alles eine Rolle, jetzt da wo wir wissen, dass die Eltern von Tutanchamun Geschwister waren?

1. Kinderporno-Sperren

Fast hätte er es geschafft, still und heimlich zu agieren, leider ist es dann doch aufgefallen: Horst Köhler, seit gestern auf Twitter nur noch #vollhorst, hat das „Gesetz zur Bekämpfung von Kinderpornografie in Kommunikationsnetzen“ unterschrieben.

Wir erinnern uns: Das ist das Gesetz mit den Stoppschildern. Das Gesetz mit dem der Staat sagt, die bisherigen Regelungen zum Verbot von Kinderpornographie reichen nicht aus – und mit dem er meint: Er möchte demnächst entscheiden, was wer sehen darf und das bitte möglichst intransparent. Und das ist das Gesetz mit dem die Internetzensur in Deutschland erstmalig in Gesetz gegossen wird. Erst- aber nicht letzmalig und so kommen wir zu

2. Jugendmedienschutz-Staatsvertrag

Im Vordergrund steht hier der Schutz der Jugend. In Wirklichkeit sehen wir hier die Stufe 2 des Zensurwahns deutscher Bürokraten, die das Internet nicht verstehen. Und tatsächlich über „Sendezeiten“ sprechen. Wer glaubt, dass das Zukunftsmusik ist, der braucht nur mal auf gesext.de zu schauen:

Diese Auktion enthält weiteren Text …

Durch die gesetzlich vorgeschriebene Sendezeitbegrenzung können Sie den kompletten Auktionstext
… erst ab 22 Uhr
[…]
ansehen.

Das ist der 2. Wurf in Sachen Zensur. Das hier gewählte Beispiel mag es richtig erscheinen lassen, bewußt habe ich auf ein Sex-Auktionshaus verlinkt. Aber um sich die Absurdität des Ganzen mal zu vergegenwärtigen: Welcher Zeitzone?

Wie lächerlich ist es, das Internet in „Sendezeiten“ einteilen zu wollen? Und wenn wir uns von dieser Frage mal lösen: Für welchen Jugendlichen ist in welchem Alter Sex eine Gefahr für die Entwicklung? Und kann eine „Innerdeutsche“ Lösung in einem weltumspannenden Internet überhaupt irgendeine Wirkung entfalten?

Das kann sie nur, wenn wir anfangen die Websites aus dem Ausland auch zu sperren. Wie gut, dass wir dafür ja gerade die Stopp-Schild-Infrastruktur aufbauen. Und was wir dann wann sehen dürfen, entscheidet der Nanny-Staat.

Nein, auch hier geht es nur im Vordergrund um den „Jugendschutz“. Und wie wir verarscht werden, sehen wir bei der Kirche…

3. Der „Sex-Skandal der Kirche“

Erneut empört Bischof Walter Mixa viele Menschen; diesmal, weil er gesagt hat, „die sogenannte sexuelle Revolution“ sei „sicher nicht unschuldig“ daran, dass sexueller Missbrauch „ein verbreitetes gesellschaftliches Übel“ sei.

Ups? Um was geht es?

Es geht darum, dass in einer von Jesuiten geführten Schule eine Reihe von Missbrauchsfällen aufgekippt sind. Eine Schule steht – so sollte man meinen – unter dem Wachen Auge des Staates. Und jetzt sollte vom Staat nicht nur „brutalstmögliche Aufklärung“ erfolgen, der Staat sollte sich auch fragen: Was passiert in den Kirchen eigentlich? Welche Auswirkungen hat das Zölibat, das Unterdrücken der Sexualität?

Malte Welding findet noch deutlichere Worte:

Seit 48 Jahren organisiert die katholische Kirche von höchster Stelle aus Täterschutz, lässt die Opfer Schweigegelübde ablegen, deckt also Kindesmissbrauch und Missbrauch von Schutzbefohlenen.

Statt aber das Thema „Missbrauch in der Kirche“, dass immer wieder aufkommt und m. E. ein ernstes Problem und kein Einzelphänomen ist, zu verfolgen, untersuchen und Maßnahmen zu ergreifen – wird über Sendezeiten im Internet geredet?

Und die Kirche kehrt weiter unter den Teppich – und redet über Kondome als des Teufels Werk.

4. Die Ausrichtung der Öffentlichkeit

Ich könnte noch eine Weile weiter machen, aber ich befürchte es interessiert niemanden. Was interessiert stand gestern auf Bild.de und heute auf tagesschau. de:

Der legendäre Pharao Tutanchamun ist ein Kind aus einer Inzest-Beziehung und litt unter einer Reihe von Krankheiten.

Dieser Beitrag erscheint auch im Blog des Autors: blog.unkreativ.net

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