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SWR-Migrationsausstellung feiert fünfjähriges Jubiläum Mehr als eine halbe Million Menschen haben seit 2005 an 40 Orten die Ausstellung zur Geschichte der Gastarbeiter in Deutschland besucht

Stuttgart (ots) – Manfred Rommel gab den Startschuss: Am 10. Februar 2005 eröffnete der Stuttgarter Altoberbürgermeister zum ersten Mal die Ausstellung "Zwischen Kommen und Gehen… und doch Bleiben – ‚Gastarbeiter‘ in Deutschland 1955-1973". Seitdem ist aus einer vermeintlich einmaligen Sache ein Dauerbrenner geworden: Mit 40 Ausstellungsorten machte die Wanderschau des Südwestrundfunks auch über das SWR-Sendegebiet hinaus von sich reden und ist mittlerweile die erfolgreichste Ausstellung ihrer Art in Deutschland.

Insgesamt konnte der SWR in den vergangenen fünf Jahren mehr als 500.000 Menschen diesen Teil der Migrationsgeschichte an den unterschiedlichsten Örtlichkeiten vermitteln, etwa im Beisein von Angela Merkel im Bundeskanzleramt in Berlin, im Landtag von Baden-Württemberg, in der Staatskanzlei in Mainz, aber auch in Rathäusern, Schulen, Bahnhöfen, am Stuttgarter Flughafen und sogar in einer Kirche in Koblenz. Inzwischen hat die Ausstellung auch im Internet halt gemacht. Dort ist sie seit Dezember 2009 im virtuellen Migrationsmuseum von Rheinland Pfalz "Lebenswege" unter http://www.lebenswege.rlp.de präsent.

Die Idee zur Ausstellung hatte Prof. Dr. Karl-Heinz Meier-Braun, Leiter der Redaktion SWR International: Anlässlich des 50. Jahrestages des ersten Anwerbeabkommens von Arbeitskräften zwischen Deutschland und Italien 1955 sollten die historischen Leistungen und Erfahrungen von ehemaligen "Gastarbeitern" und ihren Familien in den Mittelpunkt einer Ausstellung rücken. Aus diesem Einfall heraus entstanden 16 Ausstellungsbanner, die auf emotionale und eindrückliche Weise die Zuwanderung von Migranten der ersten Stunde schildern. Sie alle kamen zwischen 1955 und 1973 im Zuge so genannter Anwerbeverträge nach Deutschland. In ein bis zwei Jahren wollten sie genug Geld gespart haben, um ihre Träume und Wünsche zu erfüllen. Nicht selten wurden daraus 20, 30 oder 40 Jahre. Es begann ein Integrationsprozess, der sich über Generationen hinzog und bis heute nicht abgeschlossen ist.

Ein Gefühl für die damalige Zeit vermitteln die zahlreichen ausgestellten persönlichen Objekte und Gegenstände von Menschen, die vor einem halben Jahrhundert mit nur einem Koffer aus Italien, Griechenland oder Kroatien nach Deutschland kamen: Die wenigen mitgebrachten Habseligkeiten aus der Heimat wie das blaue Hochzeitskleid, die Arbeitserlaubnis, die erste Lohntüte oder die Anweisung des Landesarbeitsamts Baden-Württemberg, wie man Spaghetti für Italiener kocht.

Zahlreiche Veranstaltungen, Diskussionen und Gespräche begleiteten die Wanderausstellung seit 2005. Besonders ältere Migranten reagierten sehr emotional, weil sie hier zum ersten Mal eine Würdigung ihrer Leistungen erfuhren. Die Ausstellung dient damit der historischen und kulturellen Selbstbestimmung von Migranten, und ihren Kindern und Enkeln zur Identitätsfindung. Zugleich vermittelt sie aber auch Deutschen einen wichtigen Erfahrungswert: Migranten sind aus der deutschen Geschichte nicht wegzudenken. Sie haben zum Wohlstand Deutschlands, zum Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit beigetragen und die Sozialsysteme mit aufgebaut. Sie gehören zur historischen Identität dieses Landes, weit mehr als es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. In diesem Sinne leistet der SWR mit der Ausstellung seit fünf Jahren einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur in Deutschland und zum Abbau von kulturellen Missverständnissen und Vorurteilen.

Aktuell ist die Ausstellung vom 9. bis 28. Februar im Rathaus in Süßen zu sehen. Weitergehende Informationen zur Ausstellung finden Sie unter: http://www.swr.de/international

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