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Meinung: Piraten ohne Medienkompetenz

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Photo: Christoph Müller-Girod

In den letzten Tagen habe ich durch persönliche Gespräche beinahe etwas wie Sympathie für die junge, aufstrebende und total hippe Piratenpartei empfunden. Die Grünen, ja, die seien ja auch so chaotisch gewesen und überhaupt, das habe ja auch gedauert bis die angekommen wären und überhaupt, was war das für ein Skandal als die damals alle strickten und die Sonnenblumen und so… Man solle doch bitte mal abwarten bevor man ein endgültiges Urteil fälle. Das Abwarten hat sich gelohnt, denn spätestens seit heute ist klar, dass die Piraten zwar total netzaffin sein mögen, aber das Wissen offenbar nicht anwenden können. Es genügt den Namen der „Jungen Freiheit“ bei Google einzugeben um zu dem Ergebnis zu kommen, dass diese Zeitung einen sehr rechten Themenbereich abdeckt. Schon auf der ersten Seite übrigens finden sich die passenden Ergebnisse dazu:

Sicherlich sind in der Vergangenheit auch seriöse Politiker anderer Parteien auf das Image der Jungen Freiheit hereingefallen – aber auch das wäre mit einem einfachem Suchbegriff zu finden gewesen und ist kein Argument dafür, dass Andreas Popp der Jungen Freiheit ein Interview gewährte. Das hätte man mit einem Griff zu Google und Wikipedia hinbekommen können.

Andreas Popp, der Vize-Bundesvorsitzende der Partei, hat also auch tatsächlich gegoogelt wie er in einer Erklärung verlauten lässt. Er hat sogar den Wikipedia-Artikel zur Jungen Freiheit gelesen – und schreibt dazu folgendes:

Ich hab also nochmal den Wikipedia-Artikel zu der Zeitung gelesen und dachte mir dann, wenn sogar Ephraim Kishon da ein Interview gibt, dann ist es wohl sicherer es doch zurückzuschicken anstatt zu riskieren, dass er das alte nimmt.

Hat man den Wikipedia-Eintrag zur Jungen Freiheit schlagartig verändert, dass Andreas Popp soetwas schreiben könnte fragt man sich da sofort – intelligente, internetaffine Politiker sollten doch eigentlich in der Lage sein einen Text sorgfältig und in Gänze zu lesen. Die Antwort: Offenbar nicht. Andreas Popp hat es überlesen, dass mit der Expertenansicht im Wikipedia-Text. Dafür hat er sich entschuldigt und er wird folgendes tun:

Ich hab jetzt schon entschieden, dass ich Interviewanfragen nur noch über die Pressestelle laufen lasse, insbesondere wenn ich die Interviewer nicht kenne.

Man darf sich jetzt allen Ernstes fragen, warum der Vize-Bundesvorsitzende a) das nicht eher getan hat, b) diese offensichtlich auch nicht über seine Erklärung hat drüberlesen lassen. Denn Auskünfte der Art, er habe nach 3 Tagen Schlafmangel das erste Transkript nicht richtig würdigen können sagen schon viel aus. Chris, einer der beiden Blogger von FIXMBR bringts passend auf den Punkt, dem ist nichts weiter hinzuzufügen:

Es ist für mich als politisch interessierten und sozial engagierten Menschen unmöglich, eine Partei zu wählen, bei der der Vize-Bundesvorsitzende nach einem, um es diplomatisch auszudrücken, naiven Fehler zugibt, es musste erst einmal die Wikipedia zu Rate ziehen – vom Wahlprogramm light ganz zu schweigen.

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