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Ursula v. d. Leyen und das Mehrgenerationenhaus Markranstädt: Ein Kommentar

Ursula von der Leyen.

Vielen Internetsurfern rollen sich da spontan die Nägel auf. #Zensursula ist da noch die harmloseste Variante ihrer Spitznamen und allgemein kann man sagen, sie hat im Netz keinen guten Ruf.

Das das unter Umständen zu kurz gegriffen ist, konnte der Autor zu Beginn der Woche live erleben. Anläßlich eines Besuchs der Familienministerin im Mehrgenerationenhaus (MGH) Markranstädt bei Leipzig.

Die MGH sind auf eine Idee unserer Familienministerin zurück zu führen und sollen den Kontakt zwischen allen Altersklassen herstellen. Die Angebotspalette reicht von „offenen Treffs“ über VHS-ähnliche Kurse bis hin zu speziellen Workshops, die sonst schwer zu finden sind. Graffitti sei hier Beispielhaft genannt.

Inzwischen gibt es deutschlandweit 500 dieser Einrichtungen und im Moment ist Ursula von der Leyen unter anderem damit beschäftigt, ausgewählte Häuser nach einem Los-Prinzip zu besuchen.  Und Markranstädt gehörte dazu und der Autor war aus beruflichen Gründen in Leipzig unterwegs. Wenn das keine Gelegenheit ist.

In Markranstädt ist das MGH in einem Gebäude der Stadt kostenneutral (abgesehen von den Betriebskosten) untergebracht. Das Gebäude ist frisch renoviert und wird sukzessive behindertengerecht umgebaut. Auch diese Kosten übernimmt die Stadt.

Betreiberin des MGH ist die Volkshochschule Leipziger Land, eingebunden in einen Kommunalen Eigenbetrieb und Vertreten von Herrn Egler. Die Leitung der VHS-Niederlassung Markranstädt obliegt Frau Thim, Projektleiter MGH ist Herr Hartmann.

Einige ungewöhnliche Umstände bereiteten dem Autor dann schon vor dem Termin ein leichtes „Aha-Erlebnis“. So wurde unter anderem zugetragen, dass die Veranstaltung hinter verschlossenen Türen statt finde, nur ausgewählte Gäste willkommen wären und Fotos neben der von Scholz & Frieds gebuchten Fotografin nicht zulässig wären.

Pikanter Weise reagierte das Familienministerium auf eine entsprechende Rückfrage sehr deutlich: Die Veranstaltung sei sehr wohl öffentlich, es wären auch Fotos erlaubt, sofern die allgemeinen Regeln des guten Benehmens und die rechtlichen Vorgaben beachtet würden. Eingeladen sei ein jeder und insbesondere die Presse sei eingeladen. Auch zu berichten. Wir berichteten.

Am Tag der Veranstaltung herrschte große Aufregung im MGH. Diese äußerte sich vor allem im Umgang des Leiters der VHS, Herrn Egler, mit dem Autor. Dem Vernehmen nach soll Herr Egler nicht nur unerfreut über die Anwesenheit gewesen sein, vielmehr soll er auch versucht haben Informationen bei Dritten zu erfragen und sogar damit gedroht zu haben, die Berichterstattung durch Hausverweis zu unterbinden.

Angesprochen und um ein persönliches Gespräch gebeten, verhielt er sich jedoch abweisend – er habe keine Zeit. Insgesamt wirkte Herr Egler auf den Autor  leider nervös und mit der Situation insgesamt überfordert. Er mag ein guter Pädagoge sein, als Gastgeber für Honoratioren fehlte es jedoch wohl an Erfahrung und Coolness.

Gott sei Dank war sein aufgeregtes und in meinen Augen wenig professionelles Verhalten nicht geeignet, die Veranstaltung in Gefahr zu bringen. Frau Thim, Herr Hartmann und eine weitere Mitarbeiterin, Frau Faust, hatten im Vorfeld organisatorisch wie inhaltlich gute Vorarbeit geleistet.

Frau von der Leyen traf mit leichter Verspätung am MGH ein und wurde vom VHS-Leiter überschwänglich begrüßt. Im unmittelbaren Anschluss daran ging unsere Familienministerin durch das Haus und ließ sich die einzelnen Projekte vorstellen.

Dabei wirkte sie ungemein locker und gelöst: Sowohl im Umgang mit älteren Gästen, als auch sitzend und singend mit den Jüngsten war immer ein Lächeln auf ihrem Gesicht und sie nahm sich für jeden, der um ihre Aufmerksamkeit bemüht war, ausreichend Zeit.

Auf diesem Rundgang wurde Frau Ministerin von der Bürgermeisterin des Ortes, Frau Radon, begleitet.

Frau Radon, als Stadtoberhaupt, wirkte im Vergleich zu Herrn Egler ungemein entspannt und gelöst. In Gesprächen mit Frau von der Leyen war es ihr möglich, auf die Besonderheiten des Hauses in Markranstädt einzugehen und besonders hervorzuheben, wie wichtig ein Projekt wie das Mehrgenerationenhaus ist.

Parallel zum Rundgang hatte der Autor die Gelegenheit, mit dem persönlichen Referenten von Frau Ministerin von der Leyen zu sprechen. Thematisch ging es ganz kurz um Internet-Sperren, die ansonsten aber bei dem Besuch kein Thema waren. Selbst nicht, als Frau von der Leyen sich im „Internet-Cafe“ des Hauses aufhielt.

Vielmehr wurde durch das Ministerium das Engangement und die Leistung einzelner Mitwirkender festgestellt, allen voran Frau Faust mit ihrem Projekt eines sozialen Netzwerkes, dass Ehrenamtliche und deren Zielgruppe zusammen führen soll. Weiterhin wurde interessiert durch den Stab von Frau von der Leyen zur Kenntnis genommen, dass die VHS ein ausgeprägtes Interesse zur Eigenwerbung hatte.

Parallel dazu erkundigte sich die Mitarbeitern der vom Ministerium beauftragten Agentur für Kommunikation nach dem Verbleib der Presse. Hier konnte seitens des Hauses keine befriedigende Antwort gegeben werden. Nach Ansicht des Autors ist es vielleicht jedoch so, dass Presse wie Gäste schlicht nicht im möglichen Maße auf die Veranstaltung hingewiesen wurden und daher nicht erschienen.

Insgesamt verbrachte Frau von der Leyen eine gute Stunde im MGH Markranstädt und in anschließenden Gesprächen mit Gästen des MGH konnte der Autor sogar feststellen, dass bei einigen eine Neugier auf Politik geweckt wurde. In einem langen persönlichen Gespräch mit der Bürgermeisterin konnte zudem Einigkeit darüber erzielt werden, dass die Qualität solcher Projekte, aber auch einzelner Veranstaltungen stark von den jeweiligen „Machern“ abhängig ist – und Verbesserungspotential auch konsequent genutzt werden sollte.

Für den Autor war der persönliche Kontakt zu Frau von der Leyen in sofern ein Schlüsselerlebnis, als das mit einer Reihe von eigenen Vorurteilen aufgeräumt werden konnte. Man mag über ihre Medienkompetenz – insbesondere im Hinblick auf neue Medien – halten was man will.

Mit der Idee der Mehrgenerationenhäusern hat Frau von der Leyen Deutschland jedoch einen großen Gefallen erwiesen.

Und mutige Stadtspitzen, wie Frau Radon, die bereit sind Geld, Zeit und Material zu investieren, machen aus der Idee ein funktionierendes Prinzip, dass als Fels in der Brandung der sozialen Kälte stehen kann.



v.R.n.L: Herr Egler, Frau von der Leyen, Frau Radon, Herr Hartmann
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