Zum einen fördere die Erziehung von Eltern und Schule das Selbstbewusstsein, statt auf Einfühlungsvermögen und Selbstdisziplin zu setzen. Weiteres Problem: der Superstar-Kult im Fernsehen. „Jeder glaubt heute, mit dem Fernsehen berühmt werden zu können“, beklagt der Experte. „Man muss nur genug Aufmerksamkeit erzeugen.“ Auch die zahlreichen Selbstdarstellungsangebote in sozialen Netzwerken begünstigten den allgemeinen Narzissmus, ebenso die Kreditblase, durch die sich viele ihre Träume auf Pump realisierten. „Alles zusammen führt dazu, dass sich die Menschen heute viel erfolgreicher und beliebter fühlen, als sie tatsächlich sind.“
Einen möglichen Wendepunkt im Narzissmus-Trend sieht der Psychologe in der aktuellen Wirtschaftskrise. „Entweder die Menschen sagen, jetzt müssen wir erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Oder sie sagen, diese Krise ist nicht meine Schuld…“ Campbells persönliche Vorsorge gegen die übersteigerte Selbstliebe: die Erziehung seiner Kinder zu Empathie und Mitgefühl. „Ich belohne ihre Bemühungen, setze nicht auf Erfolg. Und ich sage nie, dass sie ganz besonders seien.“